Linken-Kreischef solidarisiert sich mit „Betroffenen rechter Gewalt“ in Colditz
Auch eine Woche nach der Sachbeschädigung am Colditzer Bürgerzentrum laufen die Ermittlungen weiter, so die Polizei. Ein politisches Tatmotiv könne nicht ausgeschlossen werden.
Nach der Sachbeschädigung vor einer knappen Woche am Bürgerzentrum Colditz liefen die Ermittlungen der Polizei weiter, sagt Sprecherin Sandra Freitag auf LVZ-Anfrage. Ein politisches Tatmotiv könne nicht ausgeschlossen werden, hieß es.
Wie berichtet, warfen Unbekannte in der Nacht zu Sonnabend sowohl Fenster- als auch Türscheiben ein. Die Nutzer des städtischen Objekts, das vom Bildungs- und Sozialwerk Muldental betrieben wird, stellten am Morgen größere Steine im Innern sicher.
Der mutmaßliche Anschlag sorgte für Schlagzeilen, weil am Abend des gleichen Tages ein Punkrockkonzert folgen sollte, für das in den sozialen Medien geworben wurde. Dessen Veranstalter, die einen Zusammenhang mit dem Auftritt der Bands sehen, führten das Konzert wie geplant durch.
Kretzschmar: „Wütend über diese Nazideppen“
Unterdessen ruft Jens Kretzschmar, Kreisvorsitzender der Partei Die Linke Westsachsen, zur „Solidarität mit den Betroffenen rechter Gewalt“ auf. Er verurteile das Geschehene in Colditz: „Ich bin wütend über diese Nazideppen, welche sich mit solchen Angriffen immer wieder selbst entlarven.“
Das Schlimme sei, so Kretzschmar, dass sie damit leider zu oft durchkämen, da die Ermittlungserfolge der Polizei bescheiden seien: „Seit Jahrzehnten findet dieser Mist nicht nur im ehemaligen Muldentalkreis statt, sondern in ganz Sachsen und darüber hinaus. Ein Ende ist nicht in Sicht.“
Hinzu komme, dass die öffentliche Wahrnehmung für Angriffe von rechts weiter sinke. „Das schadet dem gesellschaftlichen Zusammenhalt, und die Opfer werden alleingelassen. Unsere Solidarität gilt natürlich den Betroffenen, lasst euch nicht unterkriegen! Wir helfen euch gern.“
Einsatzzug für besondere Lagen sicherte ab
Laut Polizei traten beim angemeldeten Konzert an besagtem Wochenende drei Bands der Punkrockszene aus Leipzig, Bad Lausick und Rochlitz auf. Einlass war ab 19 Uhr, die Veranstaltung selbst startete mit etwa 80 Teilnehmern um 20 Uhr. Gegen 1 Uhr endete das Konzert.
Es sei zu keinen Störungen gekommen, so die Beamten. Zur Absicherung waren Kräfte des Polizeireviers Grimma und der Einsatzzug für besondere Lagen zugegen. Zwar sei es friedlich geblieben, jedoch sprachen Teilnehmer des Konzerts gegenüber der LVZ von „rechten Provokationen“.
Laut Ronny Kriz vom Bildungs- und Sozialwerk belaufe sich der Schaden auf gut 5000 Euro. In Mitleidenschaft sei neben den drei Scheiben auch die motorbetriebene Jalousie gezogen worden. Da die Tür inzwischen mit Brettern notgesichert ist, musste keine Veranstaltung abgesagt werden.
Schaden ist der Versicherung gemeldet
In dem Gebäude am Ortsrand ist die offene Kinder- und Jugendarbeit angesiedelt. Außerdem treffen sich dort ukrainische Flüchtlinge zum Kaffeetrinken und lernen Asylbewerber die deutsche Sprache. Es ist zudem die Heimstatt der Strickfrauen und des Männerchores.
Bürgermeister Robert Zillmann (parteilos), der im Austausch mit der Polizei stand, spricht von einer umfangreichen Spurensicherung vor Ort. Es habe am Vorabend der mutmaßlichen Steinwürfe eine private Feier gegeben, die bis nach Mitternacht andauerte, so Zillmann.
Am Tag nach der Sachbeschädigung zeigte sich der Bürgermeister gegenüber der LVZ entsetzt. „Der Schaden ist der Versicherung gemeldet. Sobald wir grünes Licht bekommen, werden wir die Reparaturen veranlassen“, sagte Zillmann abschließend.